Videoarchiv 04: Die Belgier. Les images immatérielles
Innerhalb des fünfjährigen Forschungsprojektes "Videoarchiv" wurden die Videobestände des Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven untersucht und thematisch aufgearbeitet. Nach den vorangegangenen drei Ausstellungen bildet "Videoarchiv 04: Die Belgier. Les images immatérielles" den Abschluss des Projektes und legt dabei den Fokus auf die frühe belgische Videokunst der 1970er-Jahre, die einen programmatischen Schwerpunkt der Sammlung des Ludwig Forum für Internationale Kunst darstellt.
Aus den rund 20 Videoarbeiten belgischer KünstlerInnen in der Sammlung, wird eine Auswahl gezeigt, die gemeinsame Spezifika von Videopionieren wie beispielsweise den beiden Flamen Leo Copers und Hugo Duchateau hervorheben. Die belgischen KünstlerInnen verstanden das neue Medium nicht als Erweiterung des Films, sondern als Experimentierfeld, um analytische und konzeptionelle Videokunst zu erarbeiten. Zahlreiche von der bildenden Kunst (Malerei, Zeichnung und Skulptur) kommende belgische KünstlerInnen nutzten die medienimmanenten Eigenschaften des Videos, um die Dialektik des Abgebildeten und seiner Rezeption zu untersuchen. Mittels der Echtzeit und Unmittelbarkeit wurde so der Bildschirm als mediale Leinwand verstanden und die Möglichkeiten der (Selbst-)Präsentation reflektiert.
So wendet Jacques Lennep, einer der ersten belgischen Künstler, die zu Beginn der 1970er-Jahre mit dem neuen Medium Video begannen zu experimentieren, die medienspezifischen Eigenschaften des Videos an, um die Grenzen zwischen Malerei und Video auszuloten. Hugo Duchateau untersucht in seinem ersten Videoexperiment "Relations" (1975) die Möglichkeiten der traditionellen Malerei. In verschiedenen Sequenzen überführt er den Akt des expressiven Malens von der Leinwand auf den Bildschirm-Monitor. Anders als die beiden Künstler erforscht Hubert Van Es alias Florent Bex, der frühere Direktor des ICC Antwerpen und des daraus hervorgegangenen M HKA (1972-2002), den Einfluss der Videotechnik auf die Selbstwahrnehmung. Die in vier Sequenzen aufgebaute Videoarbeit "Experiments for Auto-communications" (1975) konfrontiert den/die BetrachterIn mittels der medienspezifischen Techniken (Closed Circuit-Verfahren und Schuss-Gegenschuss-Technik) sowohl mit der Selbstreflexion als auch mit fremden Wahrnehmungen.