Dramaturgie einer Leidenschaft
Gerard Mortier
„Theater machen bedeutet, die Routine des Alltäglichen zu durchbrechen, die Akzeptanz wirtschaftlicher, politischer und militärischer Gewalt als Normalität infrage zu stellen, die Gemeinschaft zu sensibilisieren für Fragen des menschlichen Daseins, die sich nicht durch Gesetze regeln lassen, und zu bekräftigen, dass die Welt besser sein kann, als sie ist. Theater machen ist also eine Sendung, ein priesterliches Amt beinahe, ohne darum eine Offenbarungsreligion zu sein. Das Theater ist eine Religion des Menschlichen.“
Der immer wieder Aufsehen erregende Opernintendant legt die Summe seines Lebenswerks vor. In Dramaturgie einer Leidenschaft formuliert Gerard Mortier (1943 – 2014) in pointierter Form seine Überzeugungen über die Kunstform Oper und gibt faszinierende Einblicke in die praktische Theaterarbeit mit den großen Künstlern und Opernhäusern der Welt. Dabei räumt er auf mit den verstaubten Vorstellungen über die Kunstform Oper, die für ihn nicht dekoratives Beiwerk war, sondern entschieden politisch und ein Spiegel der condition humaine.
Gerard Mortier war einer der berühmtesten Opernintendanten unserer Zeit. Zehn Jahre lang leitete er die Salzburger Festspiele, er gründete die Ruhrtriennale und lenkte die Geschicke der Oper in Brüssel, der beiden Opernhäuser in Paris und zuletzt des Teatro Real de Madrid. Zeit seines Lebens stand er dabei für moderne Inszenierungen und die Heranführung eines jungen Publikums an die Oper des 20. Jahrhunderts.
Bärenreiter / J.B. Metzler
Aus dem Französischen von Sven Hartberger
126 Seiten
ISBN: 978-3-476-02546-3