Königin Lear / Gas
Tom Lanoye
Tom Lanoye zählt zu den berühmtesten Schriftstellern Belgiens. In Deutschland kennt man ihn seit den großen Bühnenerfolgen von "Schlachten!" und "Mamma Medea" vor allem als Dramatiker. Mit "Königin Lear" und "Gas" hat er zwei hochaktuelle Theaterstücke geschrieben, deren Kern zeitlos ist: zwei Frauen und ihr komplexes Verhältnis zu ihren Söhnen.
Das Stück "Königin Lear" handelt, frei nach Shakespeare, von einer erfolgreichen Firmenchefin, die beschließt, ihr weltumspannendes, "systemrelevantes" Unternehmen unter ihren drei Söhnen aufzuteilen. Doch wie bei Shakespeare verweigert sich das jüngste Kind – mit weitreichenden, zerstörerischen Konsequenzen für die Familie, die Firma und auch die (Welt)Wirtschaft. Tom Lanoye zeichnet das Porträt einer "leading lady", die nicht begreift, dass ihre Familie nicht wie ein Geschäft zu führen ist.
"Gas" ist der Monolog der Mutter eines Attentäters, der einen Giftgasanschlag in der U-Bahn verübt und 184 Menschenleben auf dem Gewissen hat. Sie gibt Auskunft, über Geburt, Kindheit und Jugend, über die Talente und Eigenheiten ihres toten Kindes, ihre Beziehung zueinander und ihre Liebe zu ihm. Und sie vergegenwärtigt sich, wie der Sohn ihr langsam abhandenkam und trotzdem nichts auf das gewaltsame Ende hindeutete. "Ich suche ihn. Mein Kind." Doch sie findet nur das Unerklärliche – und man sieht sich mit der monströsen Frage konfrontiert: "Könnte das auch mein Kind sein?"
Geboren 1958 in Sint-Niklaas (Belgien), studierte der Flame Tom Lanoye Niederlandistik, Anglistik und Soziologie an der Universität Gent. Mit seinen Theaterstücken, Romanen und Gedichten, seinen Kolumnen, Kommentaren und Kurzgeschichten prägt er das kulturelle Leben Belgiens. Er lebt in Antwerpen und Kapstadt.
Aus dem Niederländischen von Rainer Kersten
Broschur
184 Seiten
ISBN: 978-3-88661-379-3
Verlag der Autoren