Weil der Mensch erbärmlich ist
Jeroen Olyslaegers
Wie verhalten sich Menschen in Zeiten, in denen humanitäre Werte auf dem Spiel stehen? Wilfried Wils diente als Hilfspolizist im besetzten Belgien der SS. Mit weit über neunzig blickt er auf sein Leben zurück. Die Kriegsjahre – eine Zeit, in der sämtliche moralischen Spielregeln außer Kraft gesetzt sind, eine Zeit, in der auch Wilfried Wils versucht, sich mit allen gut zu stellen, mit seinen antideutschen Landsleuten wie mit den Besatzern. Er wirkt mit bei der Deportation von Juden und bewegt sich doch in den Widerstandszirkeln, in die ihn sein bester Freund Lode einführt. Tatsächlich gelingt es ihm so zu überleben – als Opfer und Täter zugleich, mit schmutzigen Händen und einer ordentlichen Portion Pragmatismus.
"Weil der Mensch erbärmlich ist" ist die Übersetzung von Jeroen Olyslaegers' Roman "Wil". 2016 erschien das Buch beim Verlag De Bezige Bij. Mit ungeheurer literarischer Wucht lässt Olyslaegers eine Figur sprechen, die in ihrer Ambivalenz der Komplexität von Geschichte gerecht wird. Der Roman erzählt vom Zweiten Weltkrieg und ist doch hoch-aktuell – weil er moralische Fragen aufwirft, denen wir uns heute wieder stellen müssen. Das Buch wurde mit verschiedenen Preisen von Kritiker-, Buchhandels- und Publikumsseite ausgezeichnet und wird aktuell in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Jeroen Olyslaegers wurde 1967 in Mortsel geboren. Er veröffentlichte zahlreiche Romane, Kurzgeschichten und Theaterstücke. So bearbeitete er 2015 zusammen mit Jan Fabre eine Reihe von Tragödien für das 24-stündige Erfolgsstück "Mount Olympus: To Glorify the Cult of Tragedy". Sein nächster Roman spielt im Antwerpen des 16. Jahrhunderts; sein Arbeitsprozess ist in einem Blog zu verfolgen.
Aus dem Niederländischen übersetzt von Isabel Hessel und Gregor Seferens
360 Seiten, gebunden mit Lesebändchen
ISBN: 978-3-8321-9876-3
Dumont Buchverlag