Lichtmesser
Ruth Lasters
Wörter, Lücken und ihre Kombination, das ist es, woraus die flämische Dichterin Ruth Lasters ihre Texte komponiert. „Als man mir erzählte, dass das Alphabet nur 26 Buchstaben besitze, wurde ich argwöhnisch, weil meine Mutter mir doch jeden Abend die Bücher von Roald Dahl vorlas und die Sätze darin jedes Mal ganz anders klangen“, sagte sie selbst einmal. Der Übersetzer Stefan Wieczorek, der ihre Gedichte für den Band "Lichtmesser" auswählte und ins Deutsche übertrug, meint: „Ihre Gedichte sind häufig Versuchsanordnungen oder Spielanweisungen für performative Inszenierungen, die erst in der Poesie möglich werden.“ Beispielsweise in dem Gedicht "Flosse", in dem Punkte eines Stadtplans gesetzt und verbunden werden. Die Koordinaten persönlicher Begegnungen mit Freunden und Bekannten ergeben etwas, das der Form eines Fisches gleicht. Aus allen Texten sprudelt hier die wunderbare Fähigkeit, mit Stift auf Papier Linien zu ziehen und dadurch poetisch-befremdliche Welten entstehen zu lassen.
Ruth Lasters, 1979 in Antwerpen geboren, ist Dichterin, Romanautorin und Essayistin. 2006 debütierte sie mit dem Roman "Poolijs", der mit dem Flämischen Debütpreis ausgezeichnet wurde. Der zweite Roman, "Feestelijk Zweet", folgte 2010 und "Vlaggenbrief", ihr jüngster Roman, wurde 2014 publiziert. Für ihr Lyrik-Debüt "Vouwplannen" (2007) erhielt sie den Preis der Zeitschrift Het Liegend Konijn. Ihr zweiter Lyrikband, "Lichtmeters", erschien 2015 und wurde mit dem Herman De Coninckprijs ausgezeichnet. Mit dem Gedicht "Chicorée" aus "Lichtmeters" gewann sie zudem den Turing-Gedichtwettbewerb.
Stefan Wieczorek, geb. 1971 in Koblenz, ist Übersetzer, Literaturwissenschaftler und Essayist. Er lebt in Aachen, im Dreiländereck Niederlande-Belgien-Deutschland. Sein Engagement gilt insbesondere der Lyrik aus Flandern und den Niederlanden, siehe auch die gemeinsam mit Christoph Wenzel herausgegebene Anthologie Polderpoesie. Junge Lyrik aus Flandern und den Niederlanden (2016) und den Themenband Bojen & Leuchtfeuer (2016) der Literaturzeitschrift "die horen".
Aus dem Niederländischen von Stefan Wieczorek
52 Seiten
ISBN: 978-3947676194
Verlag Parasitenpresse