Vorwort von Johan Simons
Grußwort zu unserem Newsletter für Juli & August 2017
Als Motto der Ruhrtriennale 2015 – 2017 habe ich „Seid umschlungen” gewählt, zwei Worte aus Schillers Ode „An die Freude”, die Beethoven musikalisch umgesetzt hat. „Wees omarmd!“ (dt. „Seid umschlungen!“) Für mich hat dieses Motto mit der spezifischen Aufgabe der Ruhrtriennale zu tun: Drei Jahre lang jeden Sommer ein Kunstfestival in alten Industriehallen zu präsentieren, die über das Ruhrgebiet verteilt liegen. Wie Gerard Mortier, der erste Intendant des Festivals, wollte ich jedes Jahr neue Spielstätten für das Festival entdecken.
Für die Spielzeit 2017 haben wir Choreografin Meg Stuart und Damaged Goods gebeten, sich der Zentralwerkstatt der Zeche Lohberg in Dinslaken für einige Wochen anzunehmen und dort „Laboratorien für die Gesellschaft“ zu bauen. Meg Stuart ist nur eine von vielen KünstlerInnen aus Flandern, die ich gebeten habe, drei Jahre in Folge Arbeiten bei der Ruhrtriennale zu präsentieren. Das Ruhrgebiet, die Niederlande und Flandern bilden für mich eine Kulturregion im Herzen Europas. Ich möchte drei Jahre lang große europäische Geschichten über und für diese Region erzählen, in verschiedenen Sprachen. Darum habe ich einige Trilogien in das Programm aufgenommen: Ivo van Hove bearbeitet in diesem Sommer in Gladbeck mit "Kleine zielen" (dt. Kleine Seelen) zum dritten Mal einen niederländischsprachigen Roman von Louis Couperus, während Luk Perceval in Duisburg den dritten Teil seiner Zola-Trilogie zeigt. Die drei Teile dieser Geschichte über eine Minenarbeiterfamilie werden als 11 Stunden dauerndes Theaterereignis gespielt. 2017 schließt sich der Kreis. Auch das bedeutet „Seid umschlungen“. Nach den Produktionen der vergangenen zwei Jahren zu Rilke und Brian Eno, kreiert Anne Teresa De Keersmaeker dieses Jahr eine neue Choreografie zu Bachs Cellosuiten. Philippe Herreweghe, der 2015 und 2016 Bach bei der Ruhrtriennale dirigierte, bringt nun mit dem Collegium Vocale Gent die Marienvesper von Monteverdi in die Maschinenhalle der Zeche Zollern, einer Kathedrale aus Stahl und Glas.
Ich selbst werde dieses Jahr in Bochum zum dritten Mal in Folge eine Musiktheaterproduktion mit dem NTGent zur Uraufführung bringen. "Cosmopolis" von Don DeLillo thematisiert die Welt des Cyberkapitalismus. Das Saxophonquartett Bl!ndman, geleitet von Eric Sleichim, verbindet bekannte und eigens für die Produktion komponierte Musikstücke. Ich hoffe, Euch diesen Sommer wieder zahlreich bei einer der vielen Vorstellungen begrüßen zu können.
Johan Simons
Künstlerischer Leiter der Ruhrtriennale 2015 – 2017