Vorwort von Brigitte Kölle
Grußwort zu unserem Newsletter für November & Dezember 2018
Philippe Vandenberg – Kamikaze in der Hamburger Kunsthalle ist die bisher größte Werkschau des flämischen Künstlers Philippe Vandenberg (1952 - 2009) und zugleich seine erste Ausstellung in Deutschland. Mit über 80 Bildern und 120 Zeichnungen aus den Jahren 1993 bis 2009 lädt die Ausstellung zur Entdeckung eines Künstlers ein, dessen radikales und schonungsloses Œuvre in seinem Heimatland sehr geschätzt wird, aber sicherlich noch größere internationale Aufmerksamkeit verdient. Ich freue mich außerordentlich, mit der Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle (vom 16. November 2018 bis zum 24. Februar 2019) dazu beitragen zu können.
Mich beeindruckt die große Intensität, mit der Philippe Vandenberg ans Werk geht und die in seinen Bildern und Zeichnungen so deutlich spürbar ist. Er erspart uns nichts. Einsamkeit, Verlorenheit, zwischenmenschliche Brutalität, Folter – all dies findet Eingang in seine Kunst. Und dennoch sind seine Bilder auf eine berührende Weise schön. Da ist ein Mensch, der kämpft und noch nicht alles verloren gibt!
Dieser Kampf spiegelt sich auch im zentralen künstlerischen Prinzip Vandenbergs wieder. Kamikaze. Die kreative Zerstörung – das Entstehen des Neuen aus der Zerstörung des Alten – war für ihn die Voraussetzung für radikale Richtungswechsel und die Beweglichkeit des Denkens. Kamikaze als Geisteshaltung und Denkform. In vielfältiger Weise manifestiert sich diese Haltung in seiner Kunst: in zahlreichen stilistischen Brüchen, in den Prozessen des Übermalens und des Abschabens bestehender Bilder und als geschriebenes Wort, teilweise in seiner Abkürzung K.A. Zugleich stehen viele Bildmotive im Bannkreis von Kamikaze. Der Drang zu schaffen und zu zerstören versinnbildlicht die extremen Gegensätze, denen das menschliche Leben ausgesetzt ist und denen sich Vandenberg widmete: der Gleichzeitigkeit von Liebe und Hass, Schönheit und Hässlichkeit, Unschuld und Schuld.
Dr. Brigitte Kölle
Leitung Sammlung Kunst der Gegenwart, Hamburger Kunsthalle