Vorwort von Bernhart Schwenk
Grußwort zu unserem Newsletter für April 2019
Die Pinakothek der Moderne in München widmet sich vom 5. April bis zum 8. September 2019 dem vielfältigen Gesamtwerk des flämischen Malers Raoul De Keyser (1930-2012). In enger Zusammenarbeit mit dem S.M.A.K. in Gent führt diese erste posthume Museumsretrospektive über 100 selten gezeigte Gemälde aus allen Schaffensphasen zusammen. Die Werke stammen aus dem Nachlass des Künstlers sowie aus rund 40 öffentlichen und privaten Kunstsammlungen in Europa, Asien und den USA. Wir freuen uns, mit unserer Ausstellung Raoul De Keyser einem breiten Kunstpublikum in Deutschland vorzustellen.
Raoul De Keysers abstrakte Bildfindungen lassen sich stets auf sein direktes Lebensumfeld beziehen. Im frühen Werk sind diese Anregungen noch deutlich zu erkennen und nicht selten greift der Künstler dabei auf eigene Fotografien zurück: ein Fensterrahmen, eine Zimmerecke, der Garten oder sein Hund. Zu den Lieblingsmotiven zählen auch die weichen Zweige der hohen Andentanne, die De Keyser von seinem Atelier aus sah.
In Deinze nahe Gent ist der Künstler geboren und dort auch im Alter von 82 Jahren verstorben. Im Kontrast zu seiner Heimatverbundenheit steht der freie Umgang mit der Malerei, der mich immer wieder neu verblüfft. Die humorvolle Leichtigkeit, mit der sich Raoul De Keyser über die Konventionen der Kunstgeschichte hinwegsetzt, sind auch ein Grund, weshalb er als ein „Painter's Painter“ („Maler-Maler“) nachfolgende Künstlergenerationen bis heute inspiriert.
Nie stellte Raoul De Keyser die Bedeutung seines Mediums in Frage – und so ist sein Werk vor allem eines: eine Liebeserklärung an die Malerei. In der Pinakothek der Moderne erscheint er im Zusammenhang der reichen Kunstbestände von Matisse bis Palermo und lässt sich als ein wichtiger Bezugspunkt für jüngere Malerinnen und Maler ansehen, ob für Luc Tuymans, Peter Doig, Monika Baer, Tomma Abts oder Thomas Scheibitz.
Bernhart Schwenk,
Leiter der Sammlung Gegenwartskunst
Pinakothek der Moderne, München