Vorwort von Katharina Ess und Winfried Neumann
Grußwort zu unserem Newsletter für Mai-Juni 2019
Vom 11. Mai bis zum 10. Juni 2019 präsentiert das Bodenseefestival Künstler aus den drei Benelux-Staaten Niederlande, Belgien und Luxemburg. 1958 konsolidierten die drei souveränen Nationalstaaten ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit im Benelux-Vertrag. Die Wirtschaftsunion war eine bahnbrechende Neuheit und bereitete den Weg für die Herausbildung der EU. Von außen werden die drei Staaten unter dem Begriff „Benelux“ heute bisweilen als Einheit wahrgenommen. Doch das Länder-Trio Benelux beherbergt in Wahrheit eine Vielzahl an kulturellen Identitäten, denen das 31. Bodenseefestival auf den Grund geht. Flandern, das gerade musikhistorisch viel zu bieten hat, spielt dabei eine zentrale Rolle.
Die flämischen Polyphonisten waren im 14. und 15. Jahrhundert radikale Erneuerer der Musik. Die Werke von Jacob Obrecht, Johannes Ockeghem, und Orlando di Lasso wurden in ganz Europa gespielt. Ockeghem gilt heute als einer der bedeutendsten Komponisten seiner Generation. Er war einer der ersten, bei dem die Bassstimme jene zentrale Bedeutung bekam, die sie für die nächsten 400 Jahre behalten sollte. Vokalmusik der frankoflämischen Schule wird im Rahmen des Bodenseefestivals u. a. vom Vocalensemble Amarcord in der malerischen Klosterkirche Münsterlingen zur Aufführung gebracht.
Auch zwei zu Unrecht vergessene belgische Komponisten der Spätromantik sind beim Bodenseefestival zu entdecken: Peter Benoit, von seinen Landsleuten als „Vater der flämischen Musik“ verehrt, und sein Schüler Lodewijk Mortelmans schrieben ungemein stimmungsvolle Klavierminiaturen. Die junge österreichische Pianistin Hanna Bachmann bringt sie am 6. Juni im prunkvollen Museumssaal in Überlingen zu Gehör.
Doch nicht nur musikalisch ist Flandern im Bodenseefestival vertreten: Während des gesamten Festivalzeitraums würdigt die junge flämische Illustratorin und Grafikdesignerin Nena Peeters ihre Heimatstadt und die Brüsseler Bevölkerung mit Illustrationen, die von Beobachtungen am Bahnhof „Brüssel Nord“ inspiriert sind. Die zwei Autorinnen Saskia De Coster und Annelies Verbeke repräsentieren Flandern auf der Langen Nacht der Literatur, und Trompeter Bert Joris aus Antwerpen bringt feinsinnigen Jazz-Flair von Weltklasse ins Programm.
Katharina Ess und Winfried Neumann
Geschäftsführer der Bodenseefestival GmbH