Chromosom XY. Männerkunst - Herrenkunst
Warum ist „Männerkunst“ immer noch unsichtbar? Die Ausstellung „Chromosom XY. Männerkunst-Herrenkunst“ möchte das ändern. Anhand sechs künstlerischer Positionen werden bislang unsichtbare oder häufig übersehene Männergesten in der Kunst erforscht. Die Tate Britain hängt am 1. April 2019 demonstrativ sämtliche Werke von Männern ab, zeigt ein Jahr lang ausschließlich Arbeiten von Künstlerinnen und ruft reflexartig stürmische Begeisterung hervor. Warum ist das so?
Wenn das Wort „Frauenkunst“ fällt, werden sofort Bilder evoziert: Sie ist körperbezogen und autobiografisch. Private Artefakte, der eigene Körper und die persönliche Biographie stehen im Zentrum, oft verbunden mit einer tragischen Leidensgeschichte. Den Nexus von „Frauen und Kunst“ zu promoten, behauptet eigentlich fast immer emanzipatorische Relevanz zu haben. Während also die „Frauenkunst“ bzw. „Frauen und Kunst“ zum omnipräsenten Thema unserer Zeit geworden ist, bleibt „Männerkunst“ dagegen offensichtlich terra incognita. Das möchten die Kuratoren An Paenhuysen und Wolfgang Müller ändern. Sie begaben sich auf die Suche nach den besten Männerkunstwerken und präsentieren in Chromosom XY sechs Kunstwerke, in denen Macho-Posen und -Strategien deutlich werden. Damit einhergehend stellen sie die Frage: Was sagt Männerkunst über die aktuellen Strukturen der Gesellschaft aus und welche Zukunft hat sie?
Die Kuratorin An Paenhuysen promovierte an der Universität Löwen über die Kulturkritik der belgischen Avantgarde in den 1920er und 1930er Jahren. Im Berliner Museum für Gegenwart Hamburger Bahnhof machte sie Ausstellungen über u.a. Paul Pfeiffer und dem Thema Land Art. Zusammen mit Wolfgang Müller kuratierte sie bereits 2012 die Ausstellung "Gebärde Zeichen Kunst. Gehörlose Kultur / Hörende Kultur" im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien. 2017 folgte im KINDL Zentrum für zeitgenössische Kunst Berlin die Ausstellung "Up And Down". Sie unterrichtet zurzeit am Node Center for Curatorial Studies und führt einen Blog über ihre Erfahrungen in der Kunstwelt.
Passend zur Eröffnung der Ausstellung wird am 1. März außerdem ein gleichnamiges Buch erscheinen.
Finissage am 29. März um 19:00 Uhr, mit einem Gespräch mit Tom Skapoda (Sprachen: Deutsch und Deutsche Gebärdensprache (DGS)) und einem Konzert des Oberkreuzberger Nasenflöten-Orchesters.