City of Refuge II
„Monumental und vielseitig berührend“ – so könnte man die Skulptur Berlinde De Bruyckeres im Lichthof des Diözesanmuseums beschreiben. Der Arcangelo, ein Engel aus Bronze, ummantelt von patiniertem Blei, steht hoch oben auf einer Säule aus Granitblöcken. Rund um diesen geheimnisvollen Engel werden in der Ausstellung „City of Refuge II" weitere Arbeiten der flämischen Künstlerin gezeigt. Sie dokumentieren die lange und kontinuierliche Beschäftigung der Bildhauerin sowohl mit der Figur des Engels als auch mit dem Thema der Freiheit und Unfreiheit.
Eines der zentralen Werke "Liggende – Arcangelo III" (2023), zeigt eine fragile Engelsgestalt aus Wachs mit dem Gesicht nach unten gekehrt, ruhend auf einem monumentalen Sockel aus abgenutzten Baumaterialien. Der „liegende Arcangelo“, den die Künstlerin speziell für diese Ausstellung geschaffen hat, scheint unter seiner Last zusammengebrochen zu sein. Begleitet wird dieses Werk von einer Auswahl sehr früher Arbeiten, die die Entwicklung des Engelmotivs in Berlinde De Bruyckeres Schaffen nachzeichnen.
Außer dem Engelthema wird eine Auswahl vielfältiger Werke präsentiert, die auf die Sammlungen des Diözesanmuseums verweisen: Skulpturen und Zeichnungen, die von religiöser Ikonografie inspiriert sind, aber zugleich profane und universelle Themen im sozialen und politischen Kontext berühren.
Berlinde De Bruyckere (geb. 1964 in Gent) wurde durch zahlreiche Ausstellungen u.a. in Montreal, Melbourne, Istanbul, Bern, Graz und Gent bekannt. 2013 bespielte sie den belgischen Pavillon auf der Biennale in Venedig. Bei ihren Skulpturen arbeitet die Künstlerin mit Abgüssen aus Wachs und Kunstharz, Tierfellen, Metall, Holz und Stoffen. Ihre Werke eröffnen vielschichtige Bezüge zu kunsthistorischen Traditionen der Malerei und Plastik. Christliche und mythologische Themen, aber auch das Pferd als Opfer auf den Schlachtfeldern Flanderns oder abgestorbene Bäume geben Zeugnis vom Wachsen und Vergehen.