Collegium Vocale Gent, Philippe Herreweghe

Johann Hermann Schein: Geistliche Madrigale

Philippe Herreweghe © Michiel Hendryckx

  • 20:00 Uhr

Geistliche Madrigale - das scheint ein Widerspruch in sich zu sein, schrieb man im Frühbarock doch eigentlich entweder geistliche Motetten oder aber weltliche Madrigale. Johann Hermann Schein jedoch, Zeitgenosse und Freund Heinrich Schütz' und bedeutendster Leipziger Thomaskantor vor Johann Sebastian Bach, zwingt in der Sammlung "Israelsbrünnlein" von 1623 beides zusammen. Seine mehrheitlich aus der Quelle alttestamentarischer Bibelverse gespeisten Stücke sind "auf eine sonderbar italienische madrigalische Manier" geschrieben, wie es auf dem Titelblatt heißt. Und so kann das instrumental begleitete Vokalquintett des Collegium Vocale Gent unter Philippe Herreweghe hier eben in kunstvollen polyfonen Strukturen schwelgen und die Texte zugleich durch expressive Stilmittel à la Monteverdi bildhaft darstellen.

Der Flame Philippe Herreweghe gehört zu den wichtigsten Protagonisten der historischen Aufführungspraxis. Von der Stadt Leipzig erhielt der Dirigent die Bach-Medaille der Stadt, in Frankreich den Titel Chevalier de la Légion d’Honneur und Flandern zeichnete ihn als Kultur-Botschafter aus. Das inzwischen international renommierte Collegium Vocale Gent gründete er schon während seiner Studienzeit in 1970. Kurze Zeit später kamen Nikolaus Harnoncourt und Gustav Leonhardt auf Herreweghe zu und fragten ihn, ob er Interesse hätte bei ihrer Gesamtaufnahme der Kantaten Johann Sebastian Bachs zu assistieren.

Bekannt wurde das Collegium Vocale später mit seinen eigenen, wegweisenden Aufnahmen der Bach-Kantaten. Sein Repertoire reicht mittlerweile jedoch von vorbarocker Musik bis Beethoven, Brahms, Bruckner und sogar Philip Glass. Dem Chor wurde 1989 ein auf Originalinstrumenten spielendes Ensemble zur Seite gestellt. Während der ganzen Saison 2018/2019 ist das Collegium Vocale artist in residence bei der Philharmonie Essen: In insgesamt fünf Konzerten beweist das Ensemble seine Vielseitigkeit.

Auf dem Programm:
Johann Hermann Schein (1586 - 1630)
"Israelsbrünnlein" - Geistliche Madrigale zu fünf Stimmen und Generalbass
"Lacrimae pavan" für Laute
Samuel Scheidt (1587 - 1654)
"Da Jesus an dem Kreuze stund" für Orgel

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