Die reine Notwendigkeit

David Claerbout

Anlässlich des Auftritts der Niederlande und Flanderns als Gastländer auf der Frankfurter Buchmesse und im Rahmen der Serie "Im Städel Garten" präsentiert das Städel Museum eine neue Arbeit des flämischen Künstlers David Claerbout.

David Claerbouts eigens für das Städel Museum entwickelte, 60-minütige Video "Die reine Notwendigkeit" erscheint auf den ersten Blick wie eine Aneignung des beliebten Zeichentrickfilms "Das Dschungelbuch" von Wolfgang Reitherman aus dem Jahr 1967. Claerbout hat für seine Arbeit ein aufwendiges Remake der Zeichnungen anfertigen lassen – mit dem zentralen Unterschied, dass er den bekannten Tieren, dem Bären, dem Panther, der Schlange oder dem Tiger, ihre vermenschlichte Wesensart genommen und folglich jegliche narrativen Fäden entfernt hat. Sie bewegen sich nun durch den Dschungel wie Artgenossen in einer Tierdokumentation, ungestört von den Erzählungen der Menschheit. Anstatt die Geschichte eines kleinen Jungen zu erzählen, kulminiert die Videoarbeit immer zur vollen Stunde in die letzte Szene des Originalfilms von 1967: Das singende Mädchen kommt in den Dschungel, um Wasser zu holen. Diese Szene wird für Claerbout zum Anfangs- und Endpunkt seines Loops, der über einen großen LED-Bildschirm Stunde um Stunde die Zeit im Städel Garten strukturiert.

David Claerbout verwendet in seinen fotografischen und filmischen Installationen visuelle Materialien, die von vorgefundenen historischen Fotografien über rekonstruierte Bilder bis hin zu nach seinen Regieanweisungen gedrehtem Filmmaterial reichen. Er überarbeitet das Material digital und lässt so die Grenzen zwischen Fotografie und Film verschmelzen. Claerbout dekonstruiert lineare Abläufe von Zeit und hinterfragt damit, wie wir mit Bildern Geschichten erzählen.

Die Ausstellung eröffnet am 24. September um 19.00 Uhr mit einem Künstlergespräch mit David Claerbout

Mehr Info:
www.staedelmuseum.de
www.davidclaerbout.com

  • David Claerbout, Untitled (anonymous), Storyboard Layout 05 © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

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