Gas. Plädoyer einer verurteilten Mutter von Tom Lanoye
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Gas ist der Monolog einer Mutter. Der Mutter eines Terroristen, der einen Giftgasanschlag in der U-Bahn verübt hat. 184 Tote, darunter 70 Schüler und 20 Kleinkinder werden zu Opfern des Anschlags. Der Dschihadist wird noch am Tatort von der Polizei erschossen.
Die Mutter erzählt. Sie kann nicht begreifen. Das Grauen ist nicht fassbar für sie, aber gleichzeitig geht es um ihren Sohn, ihr einziges Kind. Sie erzählt von ihrem Leben als alleinerziehende Mutter, erinnert sich an die Geburt, die Kindheit und Jugend, die Talente und Eigenheiten ihres toten Sohnes. Sie vergegenwärtigt sich ihre Beziehung zueinander, lässt ihre Liebe, ihr Unverständnis, ihre Fassungslosigkeit zu und rekonstruiert, wie der Sohn ihr langsam abhanden kam, sucht und gräbt in ihrem Gedächtnis nach möglichen Hinweisen, die sie nicht richtig gelesen haben könnte. Nein, sie will kein Verständnis, sie ist nicht auf Mitleid aus. Sie will einfach versuchen, sich über die Worte wieder neu zusammenzusetzen. Ohne seine Taten zu beschönigen und ohne sich selbst zu schonen, macht sie sich zum Spiegel unserer Gesellschaft.
In Deutschland wurde das Stück zuerst 2017 am Theater Bremen aufgeführt. Im Juni folgte das Staatstheater Mainz mit einer Inszenierung von Daniel Foerster. Im Oktober 2017 wird es auch in Freiburg zu sehen sein, in einer Produktion von Theater RadiX und E-Werk Freiburg.
Tom Lanoye ist einer der meistgelesenen Autoren Flanderns. Er ist ein literarischer Alleskönner, der nicht nur Romane, sondern auch Bühnenstücke, Kolumnen, Essays und Gedichtbände veröffentlicht. Bekannt wurde er in der Theaterwelt für seine Neufassung (zusammen mit Regisseur Luk Perceval) von Shakespeares Königsdramen. 1999 wurde sie auf Deutsch unter dem Titel "Schlachten" als Marathon aufgeführt, und im letzten Jahr inszenierte das Theater Freiburg das Stück neu.