Gewagte Visionen: Vom Symbolismus zum Expressionismus
Die faszinierenden und mystischen Bildwelten der Symbolisten George Minne (1866-1941) und Léon Spilliaert (1881-1946) stehen im Fokus der Ausstellung „Gewagte Visionen: Vom Symbolismus zum Expressionismus“ im Clemens Sels Museum in Neuss. Sie stellt erstmals zwei mutige Vorreiter der Moderne gegenüber, deren Schaffen durch formale Reduktion und farbliche Konzentration den Übergang vom Symbolismus zum Expressionismus markiert.
Das Museum stellt zwei Künstler in den Mittelpunkt, die in Flandern sehr geschätzt werden, aber in Deutschland noch immer nur wenigen bekannt sind. Ausgehend von der eigenen, international anerkannten und in Deutschland einmaligen Symbolistensammlung wird ein erster und überraschender Blick auf diese bahnbrechende Epoche geworfen. Anhand von rund 70, teils selten gezeigten Bildern und Skulpturen aus öffentlichen und privaten Sammlungen aus dem In- und Ausland wird ihrem Einfluss auf die Kunst des 20. Jahrhunderts nachgegangen.
George Minne gehört zu den Pionieren und Schlüsselfiguren für die Entwicklung der symbolistischen Bildhauerei. Seine in Gips, Marmor oder Bronze ausgeführten Jünglingsfiguren zeichnen sich durch eine teils fließende, teils kantige Körperkontur aus. Die expressiven Körperhaltungen der Figuren scheinen eine Metapher für Schmerz, Einsamkeit oder Trauer zu sein.
Léon Spilliaert, 15 Jahre jünger als sein Landsmann Minne, schuf zahlreiche Kompositionen auf Papier mit Bleistift, Aquarell oder Tusche sowie eine Reihe rätselhafter Selbstporträts. Er malte Einzelfiguren oder menschenleere Szenen von Dünen, Stränden, Uferpromenaden oder verlassenen Räumen. Mit ihrer formalen Reduktion, den konzentrierten Linien und einer Tendenz zur Monochromie wirken Spilliaerts Gemälde oft rätselhaft und unwirklich.