Jana Cordenier
In "Paradise“ nähert sich die flämische Künstlerin Jana Cordenier der Tradition der Pleinairmalerei auf ihre ganz eigene Weise: Bei Spaziergängen durch die Landschaft um Arles legt sie leere Papierbögen auf das mit Zweigen, Blumen, Blättern, Steinen und allerlei saisonalen Abfällen der Natur übersäte Gras. Anstatt jedoch nach Art eines Landschaftsmalers im klassischen Sinne das abzubilden, was sie sieht, spürt Cordenier lange nach und fängt ganz zarte Eindrücke von Farbe und Licht ein. Später, in ihrem Atelier, überträgt sie die draußen gesammelten Impressionen mittels verschiedener Garne, die sie durch verschiedene Schichten von Baumwolle oder Seide sticht. Denn hier soll nicht etwa eine saturierte Methode der Bildproduktion abgelöst werden, vielmehr ist die Technik der Künstlerin als Erweiterung der Malerei zu sehen. So erfasst das Garn auf das genaueste das Licht und die Farben, die Cordenier auf ihren Spaziergängen um Arles sieht und erlaubt es ihr, in verfeinerter materieller und räumlicher Sensibilität in den intuitiven Akt einzutauchen, befreit von Konventionen und allem Prozesshaften.
Ganz im Sinne von Twomblys beschwingter Auslegung der Freiheit des Malers und inspiriert von Ensors freudvoller Pigmentierung erweitert Cordenier, deren Arbeiten eine engagierte Zeitlosigkeit ausstrahlen, die Reichweite des traditionellen Pinselstrichs. Jeder Stich der Nadel, der wie durch eine Haut die Schichten ihrer Leinwand durchdringt, beschreibt einen Gang durch die Zeit, eine Einladung des Betrachters zu einem Spaziergang, einem Erlebnis. Um die Darstellung der Landschaft geht es dabei nur insoweit, als diese die Kulisse dafür bietet. Das Panorama, das sich vor den Augen des Betrachters ausbreitet, lädt ihn ein, seine volle Länge zu durchschreiten und sich die Zeit und den Raum zu nehmen, um den großen Maßstab zu genießen.