Marcel Broodthaers. Eine Retrospektive
2011 erwarb das Museum of Modern Art (New York) die Sammlung von Herman und Nicole Daled. Damit zog eine der wichtigsten Sammlungen für konzeptuelle Kunst aus den 60er und 70er Jahre, die 2010 noch im Haus der Kunst in München gezeigt wurde, aus Flandern in die USA. Mit ihr siedelten mehr als 60 Werke von Marcel Broodthaers und ein reiches Archiv über den belgischen Künstler über.
Mit Marcel Broodthaers. Eine Retrospektive sind diese Werke jetzt (unter vielen anderen) vorübergehend nach Europa gekommen. Das MoMA und das Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid, entwickelten die Überblicksschau über das facettenreiche Werk des Künstlers, der im Umfeld von Pop, Minimal und Konzeptkunst eine eigenwillige, kritische Position formuliert. Nach New York und Madrid findet die Ausstellung mit der Düsseldorfer Station ihren Abschluss an dem Ort, der Broodthaers’ kurze, aber höchst produktive künstlerische Karriere weitgehend gefördert hat. In Düsseldorf hat Broodthaers nicht nur von 1970 bis 1972 gelebt und entscheidende Impulse der lokalen, international bestens vernetzten Kunstszene aufgenommen, verarbeitet und zurückgegeben. In Düsseldorf wurden auch etliche Arbeiten und Ausstellungen realisiert, darunter die zu Broodthaers' Hauptwerk "Musée d’Art Moderne, Département des Aigles" (Museum Moderner Kunst, Abteilung Adler), 1968 – 72, gehörende legendäre Schau "Section des Figures" (Sektion der Figuren), 1972, in der Städtischen Kunsthalle Düsseldorf.
Die lange erwartete Retrospektive von Marcel Broodthaers führt in ein faszinierendes Werk ein, das mit seinem Verständnis von Poesie als "Störung von Weltordnung", von "Poesie als indirekter politischer Frage" für eine radikal offene und prozessuale Lesart von Kunst plädierte und damit maßgeblich zu einem bis heute gültigen Verständnis von Kunst beigetragen hat.