Orchestre des Champs-Élysées und Collegium Vocale Gent, Philippe Herreweghe
- 19:30 Uhr Essen, Philharmonie Essen, Alfried Krupp Saal
- 20:00 Uhr Köln, Philharmonie Köln
Fürst Nikolaus II. Esterházy mochte sich mit diesen Klängen nicht anfreunden. "Aber, lieber Beethoven, was haben Sie denn da wieder gemacht?", soll er geseufzt haben, nachdem er 1807 die C-Dur-Messe gehört hatte. E.T.A. Hoffmann wollte in dem Werk den "Ausdruck eines kindlich heiteren Gemüths" entdecken. Die Messe ist vom Format her tatsächlich bescheidener als die titanische "Missa solemnis". Beethovens "Chorfantasie" ist mit der neunten Sinfonie verwandt. Hier wie dort singt ein jubelnder Schlusschor, der diesmal nicht die Freude preist, sondern die schönen Künste. Kristian Bezuidenhout, Originalklang-Forscher in Sachen Klavier, stemmt den Solopart des Werkes, das Kantate und Konzert zugleich ist.
Philippe Herreweghe gehört zu den wichtigen Protagonisten der historischen Aufführungspraxis. 1970, schon während seiner Studienzeit, gründete er das inzwischen international renommierte Collegium Vocale Gent. Kurze Zeit später kamen Nikolaus Harnoncourt und Gustav Leonhardt auf Herreweghe zu und fragten ihn, ob er Interesse hätte bei ihrer Gesamtaufnahme der Kantaten Johann Sebastian Bachs zu assistieren.
Bekannt wurde das Collegium Vocale später mit ihren eigenen, wegweisenden Aufnahmen der Bach-Kantaten. Ihr Repertoire ist jedoch umfassender als "nur" Bach: Es reicht von vorbarocker Musik bis Beethoven, Brahms und Bruckner. Dem Chor wurde 1989 ein auf Originalinstrumenten spielendes Ensemble zur Seite gestellt. Herreweghe leitet darüber hinaus das in Paris beheimatete Orchestre des Champs-Elysées und wurde nicht nur in Frankreich und Belgien für seine Verdienste ausgezeichnet sondern auch in Deutschland. Von der Stadt Leipzig erhielt der Dirigent die Bach-Medaille der Stadt, in Frankreich den Titel Chevalier de la Légion d’Honneur und für Flandern wurde er als Kultur-Botschafter ausgezeichnet.