Philippe Vandenberg. Kamikaze
Die Hamburger Kunsthalle zeigt mit ca. 60 Bildern sowie über 100 Zeichnungen und Druckgraphiken die bisher größte Werkschau des flämischen Künstlers Philippe Vandenberg (1952-2009) überhaupt. In seinem Heimatland Belgien sehr geschätzt, gilt es das radikale und schonungslose Oeuvre Vandenbergs international erst zu entdecken. Der Ausstellungstitel "Kamikaze" beschreibt das radikale Arbeitsprinzip des Künstlers, für den die bewusste Destruktion des Vorangegangenen eine Grundbedingung jeder Kreativität war.
Der Großteil der Leihgaben stammt aus dem Nachlass des Künstlers und ist zum Teil das erste Mal öffentlich ausgestellt. Zu sehen ist ein höchst diverses und vielschichtiges malerisches und zeichnerisches Werk: Frühe figurative Bildfindungen werden von expressionistischen abgelöst, monochrome und geometrisch-abstrakte Übermalungen folgen auf graffitiähnliche Werke. In den letzten Lebensjahren des Künstlers entstehen Bilder, die sich mit Worten und Satzfragmenten beschäftigen. Literatur und Kunstgeschichte, Mythen und Sagen, wie auch das aktuelle Weltgeschehen finden Eingang in Vandenbergs Kunst. Wiederkehrende Zeichen und Symbole (Kreis, Kreuz, Swastika, Hund, Löwe und Bären) bevölkern seine Arbeiten. Sie erzählen von der dunklen Seite des Menschen, von Hass und Gewalt, Lieblosigkeit und Hetze wie auch von zwischenmenschlicher Nähe und Teilhabe. Vandenbergs Kunst ist geprägt von einer großen Intensität, die verstörend und anregend zugleich ist, die ihre BetrachterInnen angeht und umtreibt – und zur Reflexion beiträgt.
Die von Brigitte Kölle kuratierte Ausstellung passt in eine Reihe monographischer Ausstellungen (wie zuletzt zu Eva Hesse und Gego, 2013/14 und zu Geta Brătescu, 2016), mit der die Hamburger Kunsthalle das Werk bisher in Deutschland weniger beachteter zeitgenössischer Künstlerpersönlichkeiten vorstellt. Die Ausstellung wird anschließend im Pasquart Kunsthaus in Biel (Schweiz) gezeigt.