Joris und Jacob Hoefnagel – Kunst und Wissenschaft um 1600
- 18:00 Uhr
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Organisiert von: Deutscher Verein für Kunstwissenschaft e.V. & die Generaldelegation der Regierung Flanderns
Wie kaum ein anderer Künstler hat Joris Hoefnagel (1542–1600) die flämische Miniaturmalerei im 16. Jahrhundert internationalisiert. Auch die Naturwissenschaften, insbesondere die Insektenkunde, hat er durch seine scharfe Beobachtungsgabe mit exquisiten Darstellungen bereichert. Betrachtet man seine atemberaubenden Werke, erscheint es umso erstaunlicher, dass er sein Talent als Autodidakt entwickelte.
Joris Hoefnagel gehört zu dem Kreis hochgebildeter Künstler und Humanisten, die am Ende des 16. Jahrhunderts an den bedeutendsten europäischen Höfen tätig waren. Es ist dieses Umfeld, in dem seine Illuminationen in umfangreichen Codices geistlichen und weltlichen Inhalts entstehen. Seine Werke gehören zu den bedeutendsten graphischen Arbeiten der Zeit um 1600. Die wenigen von ihm gestalteten Handschriften, vor allem aber die frühen Städteansichten und die Kabinettminiaturen vereinigen ästhetischen und wissenschaftlichen Anspruch auf höchstem künstlerischen Niveau und sind seitdem bis heute international gesuchte Sammelobjekte. Die Kabinettminiaturen zeigen die Natur wie in einem Kaleidoskop und in einer stupenden Detailgenauigkeit, die die Beobachtungen und Erkenntnisse der zeitgenössischen Botanik und Zoologie künstlerisch umsetzt. Seine Städteansichten sind ein Spiegel der Ethnologie und Porträtkunst seiner Zeit, in anderen Arbeiten offenbart sich der späthumanistische gelehrte Künstler, der mit der Literatur der klassischen Antike ebenso vertraut ist wie mit den Dichtungen der Renaissance.
Sein Sohn Jacob Hoefnagel (1573–1632/33) tritt, nachdem er in Antwerpen eine Malerlehre absolviert hat, am kaiserlichen Hof in Prag in die Fußstapfen des Vaters und brilliert mit Kunstkammerwerken, konzentriert sich dabei jedoch vornehmlich auf mythologische und allegorische Szenen.
Im Dezember 2017 hat der Deutscher Verein für Kunstwissenschaft eine Monografie über Vater und Sohn Hoefnagel beim Verlag Hatje Cantz herausgegeben. Nun wird das Buch in der Belgischen Botschaft vorgestellt. Mit analytischem Blick und wissenschaftlich fundierten Texten der Kunsthistorikerin Thea Vignau-Wilberg führt der reich illustrierte Band in die Bildwelten der Miniaturisten ein, die bei dem Betrachter damals wie heute staunende Bewunderung hervorrufen. Auch das Leben der Künstler wird ausführlich behandelt: Der aus den spanischen Niederlanden stammende Joris Hoefnagel wurde wie viele der begabtesten Zeitgenossen in den Wirren des Achtzigjährigen Kriegs in die Emigration getrieben; sein Sohn arbeitete später nicht nur als Künstler, sondern agierte auch als Diplomat zwischen Böhmen und den Niederlanden.
Dr. Thea Vignau-Wilberg wurde in Alkmaar (NL) geboren und studierte Kunstgeschichte und Musikwissenschaften in München, Wien und Leiden, wo sie auch promovierte. Als Kuratorin war sie am Hessischen Landesmuseum, Darmstadt, sowie an den bayerischen Staatsgemäldesammlungen und der Staatlichen Graphischen Sammlung in München tätig. Sie lehrte an den Universitäten Regensburg und Kiel.
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