True Lies - Die echte Lust am Falschen
Vortäuschen, nachahmen, das So-tun-als-ob sind nicht nur verbreitete Mittel der Kunst, sondern auch Kulturverfahren, mit denen man in schwierigen Situationen des Lebens besser durchkommt. Die Lüge ist eine List des Überlebens, wie auch eine Methode des Erkenntnisgewinns. Wir simulieren, was wir vermissen, was einmal (vertraut) war — Vertrautheit, die uns in unserer unmittelbaren Umwelt so oft verloren geht — um uns sicher zu fühlen in dem, was ist. Selbst Nietzsche erkannte in der Lüge einen Weg, das Leben überhaupt erst lebenswert zu machen.
In der Ausstellung "True Lies — Die echte Lust am Falschen" widmen sich die Stipendiaten des 22. Internationalen Atelierprogramms der ACC Galerie Weimar, Nancy Mteki (ZW), Rheim Alkadhi (IQ/US) und Lodewijk Heylen, der Frage, wie wir unsere Realität konstruieren, was Lüge, Wahrheit und Simulation sind.
Jeder der drei Künstler untersucht das Thema auf seine eigene Weise: Nancy Mteki nähert sich mit dem Medium der Fotografie dem Thema an: Photoshop-Bildbearbeitung und Instagramfilter sind nur zwei Wege, auf Fotos eine andere, bessere Realität zu simulieren. Lodewijk Heylen simuliert in der Ausstellung die Bewegungen der Besucher anhand eines analogen Trackingsystems und Rheim Alkadhi simuliert mit Seiten eines alten Fotoalbums eine funktionierende Flüchtlingspolitik. Schönheits-, Bewegungs- und Politiksimulation — die Möglichkeiten der Erschaffung alternativer Realitäten war noch nie so ausgeprägt wie heute. Was ist echt? Und ist das Echte wirklich das, was wir heute noch sehen wollen?