Zvizdal

BERLIN

© Frederik Buyckx

  • 18:30 Uhr
  • 19:30 Uhr

Tschernobyl, 26. April 1986. 90 Städte und Dörfer werden evakuiert, 350.000 Menschen verlieren ihre Heimat. Zurück bleiben Geisterstädte und -landschaften, die sich die Natur langsam zurückerobert – und ein altes Ehepaar: Pétro und Nadia, die die Umsiedlung nach der Nuklearkatastrophe verweigerten.

Bart Baele und Yves Degryse alias BERLIN haben die beiden fünf Jahre lang durch Zahnschmerzen, Wodka, Aberglaube, Gesang und Gebet begleitet und zeigen ihre Geschichte auf der Leinwand und in einem maßstabsgetreuen Modell ihres Lebensraums. Wir sehen ihr alltägliches Leben mit einem Pferd und einer Kuh, aber ohne Strom und fließendes Wasser. Wir hören ihr Singen und Fluchen, erfahren vom Aberglauben, vom Wodka und den Unsicherheiten des Alterns. Und um sie herum herrscht die farb- und geruchslose, allgegenwärtige Strahlung.

In ihrer meisterhaften Film- und Theaterperformance zeichnet BERLIN ein vielschichtiges Bild vom Überleben in Armut und Einsamkeit, aber auch von der Hoffnung und der Liebe zweier alter Menschen. In einer überraschenden Dramaturgie werden Gespräch und Beobachtung, filmische Dokumentation und die Live-Bilder der Modelle miteinander verwoben. Die Ruhe des Films, der atmosphärische Sound, die Aufnahmen der Landschaften in den wechselnden Jahreszeiten und die dramatische Entwicklung vervollständigen das Bild, das wir von Nadia und Pétro gewinnen. In ihrer scheinbaren Unbedeutendheit bekommen ihre vom Wetter gegerbten Gesichter, das Hinken und die zahnlosen Flüche eine existentielle Allgemeingültigkeit.

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